Zur bilingualen Spracherziehung 

Ein zweisprachiges Kind zu erziehen ist eine wundervolle Sache. Nicht zu vernachlässigen ist allerdings der Aufwand an Mühe, Zeit und Geduld - mit dem Kind, sich selber, dem Ehepartner und auch den lieben Verwandten. Zeitweilige Frustration bei den Eltern ist eingeschlossen. Aber lassen Sie sich nicht entmutigen! Auf dem Weg zur Zweisprachigkeit Ihres Kindes gibt es auch viel Freude und mit ein bisschen Wissen über die Problematik geht alles viel leichter.

Die folgenden Fragen wurden uns gestellt und als eine dreisprachige Philologin und Mutter eines dreisprachigen Sohnes fasse ich die wichtigsten Punkte zusammen. Lesen Sie dazu auch die Seite über die Vorteile der frühzeitigen Spracherziehung.

Für weitere kurze Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Eine umfassende Beratung oder ein Kurzseminar gibt es auf Anfrage.

Fragen

  1. Was sind die wichtigsten Aspekte, um mein Kind zweisprachig zu erziehen?
  2. Wird mein Kind beide Sprachen gleich fließend sprechen?
  3. Soll mit der zweiten Sprache gleich nach der Geburt begonnen werden oder soll gewartet werden, bis das Kind seine Muttersprache gelernt hat?
  4. Kann die zweite Sprache das Erlernen der Muttersprache negativ beeinflussen oder verspäten?
  5. Soll ich mit meinem Kind nur die zweite Sprache sprechen oder kann ich mich in beiden Sprachen mit ihm unterhalten?
  6. Mein Kind vermischt die Sprachen. Was soll ich tun?

Antworten

  1. Was sind die wichtigsten Aspekte um mein Kind zweisprachig zu erziehen?
    1. Die zweite Sprache soll Freude bereiten und zur Kommunikation führen
    2. Zu viele Korrekturen verderben den Spaß und frustrieren das Kind; manchmal rufen sie unerwünschte Reaktionen des Kindes z. B. Verweigerung, hervor.
    3. Ein ständiger positiver Sprachinput
    4. Sprechen Sie viel und vor allem freundlich mit Ihrem Kind (das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, nicht nur in der zweisprachigen Erziehung! [sic!])
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  2. Wird mein Kind beide Sprachen gleich fließend sprechen?
    Die Antwort ist "nein". Für ein bilinguales Kind hat jede Sprache ihr Ziel und ihre Funktion und wird in unterschiedlichen Situationen verwendet. Bilinguale Kinder verwenden beide Sprachen zu verschiedenen Zeiten, mit unterschiedlichen Menschen und für verschiedene Sprachgebiete und Situationen.
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  3. Soll mit der zweiten Sprachen gleich nach Geburt begonnen werden oder soll man warten, bis das Kind seine Muttersprache gelernt hat?
    In zweisprachigen Familien sollte nach der Geburt des Kindes begonnen werden. Ansonsten ab dem dritten bis vierten Lebensjahr.
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  4. Kann die zweite Sprache das Erlernen der Muttersprache negativ beeinflussen oder verspäten?
    1. Auf keinen Fall. Die zusätzliche intellektuelle Anforderung bei einer zweisprachigen Erziehung beeinflusst die weitere geistige Entwicklung des Kindes durchaus POSITIV.
    2. Es gilt als bewiesen, dass zwei- oder mehrsprachige Kinder einen höheren Vernetzungsgrad von Gehirnzellen aufweisen als die Kinder, welche nur mit einer Sprache aufgewachsen sind.
    3. Der allgemeine Wortschatz von zweisprachigen Kindern gilt als ausgeprägter, differenzierter und größer.
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  5. Soll ich mit meinem Kind nur die zweite Sprache sprechen oder kann ich mich in beiden Sprachen mit ihm unterhalten?
    1. Es ist ratsam, am Anfang (in den ersten paar Jahren der echten bilingualen Erziehung) nur eine Bezugsperson für eine Sprache zu haben. Die Bezugspersonen sollten die Sprachen dem Kind gegenüber nicht wechseln. Am besten ist es, wenn die Eltern ihre Muttersprache sprechen. Sollten die Eltern eine dritte Sprache als gemeinsame Sprache sprechen, empfiehlt es sich, dass jeder Elternteil in der eigenen Muttersprache mit dem Kind spricht und mit dem Partner eben die gemeinsame dritte Sprache.
    2. Ab einem Alter von ca. 10 Jahren geht es auch weniger strikt, und beide Sprachen können verwendet werden. Nach 10 Jahren ständigen Erwerbs einer Zweitsprache besteht keine Gefahr mehr, dass das Kind die zweite Sprache vergisst.
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  6. Mein Kind vermischt beide Sprachen. Was soll ich tun?
    In der Anfangsphase des Spracherlernens ist es natürlich. Alle zweisprachigen Kinder mischen in der ersten Zeit die Sprachen. Kein Grund zur Besorgnis.
    Es gibt drei Phasen der bilingualen Sprachentwicklung
    1. Das Kind unterscheidet nicht zwischen den zwei Sprachen.
    2. Die zwei Sprachen werden langsam differenziert.
    3. Die zwei Sprachen werden vom Kind bewusst akzeptiert und eingesetzt.
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